Entwicklung durch Training: Machen Sie Ihren Seminarbesuch nachhaltig und erfolgreich
Trainings und Seminare können ein wichtiger Baustein der fachlichen und persönlichen Weiterentwicklung sein. Doch gerade hier – so unsere langjährige Erfahrung – gilt es, dies in einen größeren Kontext zu stellen, genau zu planen und Impulse zu nutzen, um diese auch langfristig und nachhaltig zum Erfolg zu führen.
Ein Seminarbesuch sollte nicht isoliert betrachtet, sondern als Maßnahme verstanden werden, die einen Beitrag zum Auf- und Ausbau individueller Kompetenzen leisten kann. Im betrieblichen Zusammenhang kommt hier der Führungskraft oder der Personalentwicklung als Begleiter und Förderer der Mitarbeiterentwicklung eine wichtige Rolle zu. Mit einer Seminaranmeldung oder einem Seminarbesuch allein ist einfach zu wenig gewonnen, insbesondere gemessen an den Möglichkeiten, die hierin stecken.
Ein Beispiel
Eine Mitarbeiterin tut sich schwer, alle ihre Aufgaben im Blick zu halten und verschiedene Tätigkeiten so zu koordinieren, dass sie vollständig und fristgerecht erledigt sind. Die zuständige Führungskraft empfiehlt der Mitarbeiterin die Teilnahme an einem Seminar zum Thema Zeitmanagement & Selbstorganisation. Die Mitarbeiterin stimmt zu, die Anmeldung zum Seminar erfolgt.
An diesem Punkt – so unsere Erfahrung – schaltet so manche Führungskraft ab. Aus ihrer Sicht hat sie die Problemstellung der Mitarbeiterin erkannt und eine Maßnahme ergriffen, die Entwicklung der Mitarbeiterin voranzutreiben. Dass nur die Seminarteilnahme aber das Defizit ausreichend behebt und der Mitarbeiterin dauerhaft weiterhilft, ist ein durchaus häufig vorkommendes Missverständnis.
Was geschieht? Die Mitarbeiterin besucht das Seminar, lernt (hoffentlich) konkrete Techniken und Methoden kennen, sich selbst und die eigene Zeit besser zu organisieren und zu strukturieren. Idealerweise ist das Seminar so auf die Teilnehmenden abgestimmt, dass am Ende die Formulierung konkreter individueller Ziele und Vorhaben steht, die jede einzelne Teilnehmende zur Umsetzung mitnimmt. Die Motivation der Teilnehmenden ist direkt nach einem guten Seminar in der Regel sehr hoch, wirkliche Veränderung anzugehen und Dinge umzusetzen.
Veränderung vs. Alltagsroutine
Zurück am Arbeitsplatz ist der Wunsch groß, Dinge ab sofort anders zu machen. Doch dann schlägt die Alltagsroutine oft gnadenlos zu: Das Telefon klingelt ununterbrochen, das Mailpostfach ist voller ungelesener Nachrichten, die Aufgaben der letzten Wochen liegen teilweise unbearbeitet noch da usw. Wir beobachten nicht selten, dass in diesem Fall erst einmal so weiter gearbeitet wird wie vorher. Das Vorhaben, Dinge nun einmal anders zu machen, wird zunächst verschoben, keine Zeit dafür. Und da auch die Vielzahl an Aufgaben in den nächsten Tagen und Wochen nicht nachlässt, verläuft der Wille zur Veränderung langsam, aber stetig im Sande.
Wie es (noch) besser gehen kann
Wie können nun unter den beschriebenen Bedingungen der Seminarbesuch und die damit verbundenen Ziele nachhaltig und erfolgreicher gemacht werden? Hier einige Hinweise, wie dies gelingen kann:
Raum einplanen: Bereits mit der Entscheidung zum Seminarbesuch sollten sich Mitarbeiterin und Führungskraft Gedanken machen, wie Erkenntnisse verstetigt und Veränderungswünsche umgesetzt werden. Dies geschieht nämlich nicht so einfach nebenher im Arbeitsalltag, sondern bedarf Zeit, Raum und Energie. Veränderung ist anstrengend. Es ist also bereits von Beginn an zu planen, dass eine Umsetzung diesen Raum braucht, soll sie nachhaltig erfolgen.
Ressourcen nutzen: Die Führungskraft und die Mitarbeiterin sollten schon in der Planung die Frage beantworten, welche Faktoren für eine erfolgreiche Veränderung hilfreich sein können. Die Einschaltung der internen Personalentwicklung, das Engagement eines Coaches oder die Vereinbarung über zunächst kurze, aber häufige Mitarbeitergespräche können dazu beitragen, die Erkenntnisse des Seminars präsent zu halten. Zudem können so Versuche der Umsetzung stetig evaluiert, angepasst und optimiert werden.
Reminder: Es ist wichtig, dass Teilnehmende eines Seminars sich auch zukünftig mit den Inhalten auseinandersetzen und diese immer wieder aktiv in den Fokus nehmen. Hierzu besteht beispielsweise die Möglichkeit, mit einem anderen Teilnehmer des Seminars ein Tandem zu bilden mit konkreten Absprachen (z. B. wöchentliche Telefonate, gegenseitige Beratung, Besprechung von Vorhaben und gegenseitige Supervision). Auch regelmäßige Kalendereinträge mit konkreten Themen und Vorhaben können hier hilfreich sein.
Konkrete Planung: Planen Sie Veränderung, möglichst konkret und in einzelnen, kleinen Schritten. Das Vorhaben, ab Morgen alles anders zu machen, ist aller Ehren wert, aber meist nicht erfolgreich. Nehmen Sie sich einen konkreten Veränderungsschritt vor, probieren Sie Dinge aus, bewerten Sie diese und passen Sie Ihr Vorgehen ggf. an. Planen Sie, welche Schritte Sie in welcher Reihenfolge gehen möchten. Ein Veränderungsschritt bedarf zudem in der Regel mehrmaliger Wiederholung, planen Sie auch dies. Neben einzelnen Entwicklungsschritten planen Sie auch hier immer etwas zeitlichen Puffer ein, so wie Sie es z.B. im Zeitmanagement-Seminar gelernt haben.
Reflexion: Reflektieren Sie Ihr Vorgehen mit einem anderen Menschen, sei es mit Ihrer Führungskraft, mit einem Freund, einem externen Coach o. ä. Berichten Sie von Ihren Erfahrungen (was funktioniert gut, was weniger gut?). Holen Sie sich ein Feedback ein. Lassen Sie sich beraten, was Sie an Stelle einer Maßnahme, die bei Ihnen vielleicht nicht gut funktioniert, alternativ versuchen können.
Multiplikatorenfunktion: Die Führungskraft kann der Mitarbeiterin bereits vor Seminarbeginn auferlegen, anschließend im Team über die Fortbildung zu berichten. Zum einen wird das Thema so auch den anderen Mitarbeitern transparent, zum anderen beschäftigt sich die Mitarbeiterin auf diese Weise selbst noch einmal intensiv mit diesem Thema.
Diese Liste an möglichen Maßnahmen ist nicht abschließend, sondern soll Anregung geben, die Entwicklung durch Training und Seminare effektiver und qualitativ noch hochwertiger zu machen. Für jeden und jede Einzelne/n ist es wichtig, eine individuelle, passgenaue und anspruchsvolle Vorgehensweise zu finden. Insgesamt raten wir dazu, folgende Punkte zu berücksichtigen:
- Planen Sie die Entwicklung nach Seminarbesuch in kleinen, konkreten Schritten
- Halten Sie das Thema möglichst lange präsent
- Beziehen Sie eine zweite Person ein, sei es als Begleiter, Coach, Berater oder Sparringspartner
- Trainieren Sie: Üben, üben, üben
Aufwand, der sich lohnt
Auf diesem Wege wird es Ihnen gelingen, noch mehr aus Ihrem Seminarbesuch herauszuholen. Der Return on Invest wird deutlich größer, durch den nachhaltigen Erfolg durch Veränderung steigen auch Motivation und Selbstvertrauen.
Sie sehen, dass eine Entwicklung auf diesem Wege durchaus aufwendig und anstrengend und vor allem nicht von heute auf Morgen zu haben ist. Aber der Ertrag, so unsere Erfahrung, ist es absolut wert, diese Anstrengungen auf sich zu nehmen. Möglicherwiese blicken Sie nach einigen Monaten zurück und können sagen, dass ein Seminar (zumindest ein kleines Stück weit) Ihr Leben verändert hat.
Köln, 01.06.2022
Martin Binzen, Systemischer Personal und Business Coach